Orthographie, Orthografie, Ortografie – ja, was denn nun?

Graf Oszillo – den holte unser Physiklehrer beim Unterricht zu Messtechnik raus. Später gab es dann in der Sesamstraße Graf Zahl (im amerikanischen Original „Count von Count“. Graf Ortho hingegen ist mir nirgendwo begegnet. Jedenfalls wurde Orthographie immer noch mit ph geschrieben, denn es kommt aus dem Griechischen, und das griechische φ wurde mit „ph“ transkribiert, also in der lateinischen Schrift wiedergegeben. Aber warum mit zwei Buchstaben, wo es einer, nämlich f, getan hätte?

Im Altgriechischen wurde das φ noch wie ein aspiriertes p, also wie ein p mit einem h dran, ausgesprochen. Diese Aussprache gibt es im Deutschen heute noch, wenn man verächtlich „ph“ sagt, wie es der Kater Schipp in „Löwe in der Grube“ (später unter dem Titel „Der Löwe ist los“) gerne tut.

Später, also immer noch viel früher als heute, vor ungefähr eintausendachthundert Jahren, wandelte sich die Aussprache zu f. Aber weil die deutsche Rechtschreibung sich an den „klassischen Sprachen“ Latein und Griechisch orientierte, wurde die Schreibung mit ph sehr lange beibehalten. Nach der Rechtschreibreform darf man nun Wörter mit f schreiben, die vorher noch mit ph geschrieben wurden, z.B. Delfin, man muss aber nicht, kann also auch noch Delphin schreiben. Elefant dagegen wurde schon lange vor der Rechtschreibreform nicht mehr mit ph geschrieben. Da es allerdings im Englischen (und Französischen) nach wie vor elephant heißt, kann das verwirrend sein.

Wenn das ph (oder f) in einem Wort zweimal vorkommt, schreibt man heutzutage in der Regel beispielsweise FotografiePhotographie geht aber auch. Bloß Mischformen sind nicht erlaubt – Fotographie oder Photografie geht nicht (alles schon gesehen).

Was die Orthographie betrifft: auch hier darf man beides schreiben. Das th bleibt allerdings bestehen – so konsequent wie Schwedisch, das  hier schon mal erwähnt wurde und wo es einfach ortografi heißt, ist das Deutsche (noch) nicht.

Übrigens kann man es auch Rechtschreibung nennen.

Portemonnaie, Portmonee, portmonnä

Wie schreibt man das denn nun? Wörter, die im Deutschen häufig verwendet werden, aber aus dem Französischen kommen, sind schwierig zu schreiben. Die französische Rechtschreibung hat mit der Aussprache oft nur noch wenig zu tun; das hat historische Gründe. Die deutsche Rechtschreibung übernimmt diese Orthographie bzw. Orthografie manchmal, manchmal aber auch nicht, und hin und wieder darf man auch beides schreiben, wie zum Beispiel Friseur oder Frisör, wobei der Duden die Schreibweise mit ö empfiehlt. Bei Portemonnaie ist es umgekehrt: Portmonee, nach der ersten Rechtschreibreform die richtige Schreibweise, ist jetzt zwar noch erlaubt, aber nicht mehr empfohlen. Daran kann man gut erkennen, wie relativ „richtig“ ist!

Die schwedische Rechtschreibung dagegen „verschwedischt“ solche Wörter konsequent: portmonnä für Portemonnaie, toalett für Toilette (was im Deutschen ja auch „Toa…“ ausgesprochen wird), följetong für Feuilleton. Die deutsche Aussprache folgt übrigens oft auch diesem Prinzip: Jalousie wird wie „Schalusi“ (sch oft stimmlos wie bei Schal, weil es im Hochdeutschen kein stimmhaftes sch gibt, und mit Betonung auf der letzten Silbe) ausgesprochen, Bonbon wie „Bongbong“ oder bei kleinen Kindern „Bombom“, Balkon wie „Balkong“ oder auch „Balkoon“ mit langem o.

Viele Wörter lassen sich aber auch tatsächlich eindeutschen: statt Portemonnaie Geldbeutel oder Geldbörse (oder Geldbörserl in einer österreichischen Variante), statt Toilette Klo (wobei das eigentlich die Abkürzung eines ebenfalls französischen Wortes ist, nämlich Klosett (= das Geschlossene)), statt Friseur Hairdresser – ach nein, das ist ja jetzt wieder neudeutsch 😉

Mein Lieblingsbeispiel ist aber ein Ausdruck, den ich mir im Stillen erstmal übersetzen musste, bis ich ihn verstand: „schief vis-à-vis“ für „schräg gegenüber“.