Portemonnaie, Portmonee, portmonnä

Wie schreibt man das denn nun? Wörter, die im Deutschen häufig verwendet werden, aber aus dem Französischen kommen, sind schwierig zu schreiben. Die französische Rechtschreibung hat mit der Aussprache oft nur noch wenig zu tun; das hat historische Gründe. Die deutsche Rechtschreibung übernimmt diese Orthographie bzw. Orthografie manchmal, manchmal aber auch nicht, und hin und wieder darf man auch beides schreiben, wie zum Beispiel Friseur oder Frisör, wobei der Duden die Schreibweise mit ö empfiehlt. Bei Portemonnaie ist es umgekehrt: Portmonee, nach der ersten Rechtschreibreform die richtige Schreibweise, ist jetzt zwar noch erlaubt, aber nicht mehr empfohlen. Daran kann man gut erkennen, wie relativ „richtig“ ist!

Die schwedische Rechtschreibung dagegen „verschwedischt“ solche Wörter konsequent: portmonnä für Portemonnaie, toalett für Toilette (was im Deutschen ja auch „Toa…“ ausgesprochen wird), följetong für Feuilleton. Die deutsche Aussprache folgt übrigens oft auch diesem Prinzip: Jalousie wird wie „Schalusi“ (sch oft stimmlos wie bei Schal, weil es im Hochdeutschen kein stimmhaftes sch gibt, und mit Betonung auf der letzten Silbe) ausgesprochen, Bonbon wie „Bongbong“ oder bei kleinen Kindern „Bombom“, Balkon wie „Balkong“ oder auch „Balkoon“ mit langem o.

Viele Wörter lassen sich aber auch tatsächlich eindeutschen: statt Portemonnaie Geldbeutel oder Geldbörse (oder Geldbörserl in einer österreichischen Variante), statt Toilette Klo (wobei das eigentlich die Abkürzung eines ebenfalls französischen Wortes ist, nämlich Klosett (= das Geschlossene)), statt Friseur Hairdresser – ach nein, das ist ja jetzt wieder neudeutsch 😉

Mein Lieblingsbeispiel ist aber ein Ausdruck, den ich mir im Stillen erstmal übersetzen musste, bis ich ihn verstand: „schief vis-à-vis“ für „schräg gegenüber“.

Slow

Vorbemerkung: An diesem Beitrag verzweifelt die Vorlesefunktion eines Screenreaders; das heißt, er wird praktisch unverständlich. Deshalb gibt es eine Audio-Aufnahme:

 

Es begann damit, dass der Dozent einer Einführung ins Tschechische uns mitteilte, das tschechische Wort für Slowakisch sei „slovenský“. Für unbedarfte Ohren klingt das ja nun eher wie „Slowenisch“, aber nein, das wiederum heißt auf Tschechisch „slovinský“. Auf Slowakisch sind die Bezeichnungen übrigens dieselben, während es sich auf Slowenisch mehr oder weniger umgekehrt verhält: „Slowakisch“ heißt „slovaški“ und „Slowenisch“ „slovenski“.

Einige Monate später las ich ein Interview mit dem Direktor des Sorbischen Instituts, in dem ich unter anderem lernte, dass „Sorbisch“ auf Sorbisch „serbski“ heißt, was für unbedarfte Ohren ja nun eher wie „serbisch“ klingt. Aber das heißt auf Sorbisch „serbiski“, wohingegen „Sorbisch“ auf Serbisch „lužičkosrpski“ (Lausitzer Serbisch) heißt. Ganz abgesehen davon, dass es auch Ober- und Niedersorbisch gibt.

Und dann gibt, nein gab es ja noch Slowinzisch, das im 20. Jahrhundert ausgestorben ist. Das heißt auf Slowakisch „severný slovinský“ (sozusagen „Nordslowenisch“), auf Slowenisch dagegen „slovinski“. Abgesehen davon heißt die allgemeine Bezeichnung für Slawisch im Tschechischen und Slowakischen „slovanský“, im Slowenischen „slowanski“, im Sorbischen „słowjanski” und im Serbischen “slovenski”.

Hier ein Überblick:

Ach ja, und wie ist das mit “Slawonisch”? Das lassen wir hier jetzt mal ganz raus, denn das ist keine Sprachbezeichnung. Wenn es euch interessiert, könnt ihr selbst mal nachforschen.

Übrigens: der ganze “slow”-Kram ist nicht langsam (Englisch spielt hier keine Rolle), sondern kommt vom Wortstamm für “Wort”, bezeichnet also einfach die Sprache als Sprache.

Alles klar?

(Einen großen Dank an dieser Stelle an Martin Ptasiński, der mir bei diesen und vielen anderen Sprachbezeichnungen sehr geholfen hat, sowie an @wjeselo und Julian Nyča für Infos über Twitter)

Der Apostroph oder wie ich einmal über etwas schrieb, worüber schon alles gesagt wurde

Jemand hat mich gebeten, ich solle doch mal was über den Apostroph schreiben. Aber da gibts (oder gibt’s) ja schon alles und noch mehr, habe ich gedacht; allein, was Bastian Sick geschrieben hat (Zwiebelfisch und nochmal Zwiebelfisch) oder Seiten über den „Deppenapostroph“ (z.B. Deppenapostroph). Beim Recherchieren habe ich aber gemerkt, dass es doch noch fun facts gibt, die ich noch nicht kannte, und ich beschäftige mich immerhin seit früher Kindheit mit der Rechtschreibung. Zum Beispiel die Bezeichnungen „Tütel, Tüpflein, Oberbeistrichlein“, der Titel einer germanistischen Arbeit – ich kannte das Ding gerade noch als Hochkomma.

Trotzdem ein paar Anmerkungen zum Gebrauch desselben. Generell gilt: ein Apostroph wird gesetzt, wenn etwas ausgelassen wird, um die Auslassung zu kennzeichnen.

Bitte setzt ein Apostroph beim Genitiv von Namen, die mit s oder verwandten Lauten enden (ss, ß, z, tz, x): Max’ Schwester, Andreas’ Buch (= das Buch von Andreas), Fritz’ Katze (nicht zu verwechseln mit Schmidts Katze – die wird ohne Apostroph geschrieben, weil Schmidt ja nicht mit s aufhört).

Das führt uns gleich zu: bitte setzt kein (wirklich kein!) Apostroph beim Genitiv von Namen, die nicht mit s oder verwandten Lauten enden: Marias PC, Arnolds Muskeln, Andreas Buch (= nämlich das Buch von Andrea). Und beim Plural mit s: Taxis, Mangos, Portemonnaies … Und überhaupt bei anderen Wörtern, die mit s aufhören: rechts, links, dies und das (siehe Foto) und so weiter und so weiter. Alles schon gesehen …

Ein Schild, darauf steht "Dies" mit Apostroph vor dem s

Ziemlich oft dagegen darf man ein Apostroph setzen, muss es aber nicht: Lass das! (früher: lass’ – Imperativ 2. Person Singular), ums Haus laufen, beim Frühstück sitzen (früher: um’s, bei’m – Präposition + Artikel im Neutrum und Maskulinum), wie gehts? (oder: geht’s) – jedesmal wird ein Teil eines Wortes (das, dem, es) ausgelassen.

Übrigens: ein anderer Name für „Apostroph“ ist „Auslassungszeichen“.