Trotzdem – trotzdem! Obwohl …

In diesem Beitrag werden wundervolle Ausdrücke wie „konzessive Subjunktion“ oder „Konjunktionaladverb“ vorkommen, mit denen man bei Gelegenheit gut angeben kann.

Der Anlass dazu war ein Text in einem Schreibkurs, in dem sinngemäß stand: „Trotzdem er zu spät gekommen war, tat er so, als sei nichts gewesen.“ Als die Sprecherin diesen Text vorlas, betonte sie „trotzdem“ auf der zweiten Silbe. Daraufhin krümmte sich die Hälfte der Zuhörer:innen innerlich (und teils äußerlich erkennbar); die andere Hälfte dagegen wunderte sich über die eine Hälfte.

„Trotzdem“ verwendete die Autorin in diesem Fall als Konjunktion. „Konjunktion“ kommt von lateinisch „con“ (mit) und „iungere“ (verbinden), also: miteinander verbinden. Genauer gesagt, gebrauchte sie das Wort als Subjunktion („sub“ heißt „unter“, also „unterhalb verbinden“; das heißt, es leitet einen Nebensatz ein). Und ganz genau gesagt, als konzessive Subjunktion. „Konzessiv“ heißt: ein Zugeständnis machend (lateinisch „concedere“ zugestehen – es gibt übrigens auch das Verb „konzedieren“ mit derselben Bedeutung). Wo waren wir? Ach ja, „trotzdem“ mit Betonung auf „dem“.

Warum war das einigen Zuhörer:innen so unangenehm? Weil es in der Bedeutung von „obwohl“ gebraucht wurde, für das es viele schöne Synonyme gibt, ohne dass man „trotzdem“ verwenden müsste: obschon, obgleich, obzwar, wenngleich, wiewohl – wiewohl man zugeben muss, dass außer „obwohl“ keines dieser Wörter noch gebräuchlich ist, schon gar nicht in der gesprochenen Sprache. Statt dessen benutzen manche eben „trotzdem“, obwohl (!) das nicht standardsprachlich ist (Details dazu beim Atlas der deutschen Alltagssprache).

„Trotzdem“ gibt es natürlich trotzdem – aber, mit der Betonung auf der ersten Silbe, als Adverb („ad“ (bei), also „beim Verb“). Genauer gesagt, als Konjunktionaladverb, das heißt, als ein Adverb, das auch als Konjunktion fungieren kann (fungieren hat nichts mit Pilzen zu tun (Scherz für Italienisch Sprechende), sondern kommt von „Funktion“). Zum Beispiel: „Er kam zu spät. Trotzdem tat er, als sei nichts gewesen.“ Oder: „Dieser Text ist grottenlangweilig. Trotzdem lese ich ihn zu Ende.“

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