Ganz exklusiv – nur für dich!

„Exklusiv“ – dieser Begriff ruft viele Assoziationen hervor: edel, teuer, besonders, erlesen, wertvoll … Wenn er in Ausdrücken vorkommt wie „exklusiver Club“ oder „exklusiv für unsere Mitglieder“, suggeriert er den Angesprochenen: „Ihr gehört dazu!“ Er sagt aber genau das Gegenteil: „Ihr gehört nicht dazu!“, und mit „ihr“ sind in diesem Fall nicht die Angesprochenen gemeint. Wörtlich bedeutet „exklusiv“ nämlich „ausschließend“. Es kommt vom lateinischen „excludere“ (absondern): „ex“ bedeutet aus und „claudere“ schließen.

Das eigentliche Gegenteil von exklusiv ist aber inklusiv: alle werden mit einbezogen, egal worein. „Inklusion“ ist inzwischen der gängige Begriff für gleichberechtigte Teilhabe von behinderten und nichtbehinderten Menschen, „inklusiv“ das Adjektiv dazu. Und dieser Begriff suggeriert und sagt dasselbe, hat also keine heimlichen Hinterbedeutungen.

Oben habe ich geschrieben: der Begriff „exklusiv“ ruft viele Assoziationen hervor. Ich hätte auch schreiben können: ruft positive oder angenehme Assoziationen hervor. Aber das sind sie eben nicht für alle, eigentlich nicht einmal für die meisten.

German Umlaute

Beim Deutsch-Lernen kann einen eines zur Verzweiflung bringen – nein, so kann ich nicht anfangen … Beim Deutsch-Lernen kann einen vieles zur Verzweiflung bringen. Eine Sache ist die Sache mit den Umlauten. Ich will mich hier auch nur auf den Plural (Mehrzahl) und ab und zu den Diminutiv (Verkleinerungsform) bei Nomen beschränken.

Warum heißt es der Affe und die Äffin und das Äffchen, aber der Laster und die Laster? (Ganz abgesehen davon, dass Letzteres zwei völlig verschiedene Bedeutungen haben kann.)

Warum heißt es der Frosch und die Frösche und das Fröschlein, aber der Bote und die Botin (aber wiederum das Bötchen? Das ist aber der Diminutiv (siehe oben) von das Boot …)

Warum heißt es der Fuß und die Füße und die Füßchen, aber der Uhu und die Uhus und nicht die Ühüs?

Warum kann man das alles nicht umkehren? Zum Beispiel: die Flügel – der Flugel, oder die Sänger – der Sanger, oder die Löwen – der Lowe? Ganz zu schweigen von die Bären – die Bar … oder so …

Die Antwort ist einerseits, wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe: das lässt sich alles historisch, also aus der Sprachgeschichte, erklären. Aber die kennt ja kaum jemand und muss sich auch nicht dafür interessieren

Andererseits, wie ich ebenfalls leider immer wieder sagen muss: da hilft nur Auswendiglernen.

Begründungen

Seit Jahren schon frage ich mich, von woher eigentlich der Ausdruck „von daher“ kommt. Denn man kann beides ohne weiteres ohne „von“ verwenden: woher kommt dieser Ausdruck? Daher verstehe ich nicht, warum man eine zusätzliche Silbe braucht – sprachökonomisch ist das sogar kontraproduktiv. Oder, einfacher gesagt: zwei Silben kann man schneller aussprechen als drei; das heißt, man braucht mehr Zeit, um dasselbe zu sagen.

OK, „daher“ im Sinne von „deshalb“ ist eine andere Stilbebene; in der Umgangssprache benutzt das niemand. Aber „deshalb“ ist doch ein prima Wort und hat eine Silbe weniger als „von daher“, ist also kürzer und daher sprachökonomisch sinnvoller. Außerdem gibt es noch viele andere Ausdrücke, die allerdings allesamt eher schriftlich gebraucht werden: zum Beispiel „aus diesem Grund“, „demzufolge“, „aufgrund dessen“, aber auch „deswegen“ (was im Dialekt gern zu etwas wie „desdewegen“ – hessisch und sächsisch mit verschiedener Aussprache – wird). Der Duden übrigens führt den Ausdruck interessanterweise unter „Wendungen, Redensarten, Sprichwörter“ auf.

Aber „von daher“? Das habe ich sogar eine akademisch gebildete Kollegin sagen hören, und auch im Duden steht es schon drin. Oder sogar „von dem her“? Gern von Fußballern benutzt, warum auch immer. Warum nicht gleich „von demdewegen“? Dann wäre der Genitiv („des“) nämlich nicht mehr drin – vielleicht ist das der tiefere Grund. Dazu kann man nur noch sagen: „Rettet dem Genitiv!“

Bonis für den Mafiosi

„Ein Mord in Duisburg – das war bestimmt wieder ein Mafiosi!“ sagte der Mann in der S-Bahn zu seinem Nachbarn.

Ähm – nein, wenn überhaupt, war es ein Mafioso. Mafiosi treten in der Regel in mehrfacher Ausfertigung auf, vielleicht liegt es daran, dass das leicht verwechselt wird – man kann schließlich nicht erwarten, dass sich jede/r mit der Aussprache nicht-deutscher Wörter beschäftigt. Von Journalisten schon, aber die Mehrzahl der Bevölkerung ist das nun mal nicht.

Es hat aber überhaupt seine Tücken, den italienischen Plural ins Deutsche zu übertragen. Nehmen wir zum Beispiel die Zucchini. Abgesehen von der Aussprache („zuckini“, nicht „zuschini“): wie nennt man ein einzelnes Exemplar dieses Gemüses? Der Duden sagt: zucchino („besonders fachsprachlich, selten“, vermutlich weil man meistens „ein Zucchini“ oder „ein Stück“ sagen würde, wobei man ja meistens mehr als eines nimmt. Nun sagen meine italienischen Verwandten aber: Quatsch, das heißt „la zucchina“, also müsste der Plural „le zucchine“ lauten. Das funktioniert im Deutschen aber aus verschiedenen Gründen nicht. Erstens sagt das italienische Wörterbuch „zucchina s. f. (tosc. zucchino m.)“ – die maskuline Bezeichnung mit der Endung -o stammt also aus der Toskana, wohin viele Deutsche gereist sind und noch reisen. Zweitens würde die Endung -e bei „zucchine“ wie bei „Ente“ ausgesprochen, und das klänge sehr unitalienisch.

viele Zucchini in einem blauen Plastikkorb

Was gibt es noch? Spaghetti – „mir ist ein Spaghetto runtergefallen“ kann man tatsächlich sagen, jedenfalls auf Italienisch.

Und dann gibt es natürlich noch ein verwandtes Problem – die lateinischen Pluralformen. „Diese Manager kriegen immer fette Bonis“ – inhaltlich … nun ja, aber grammatikalisch? „Boni“ ist schon ein Plural, nämlich von „Bonus“ – kennt man ja von „Bonuspunkten“ und so. Das hat das Italienische vom Lateinischen fortgeführt. Aber wie ist das bei dem in der Coronazeit häufig vorkommenden Wort „Virus“? Da heißt es eben nicht „Viri“, sondern „Viren“, hat also eine deutsche Endung bekommen. Noch schwieriger ist es bei „Diskus“ – zugegebenermaßen braucht man außer als Leichtathletik-TrainerIn den Plural eher selten: „Diski“ heißt es nicht, sondern einfach „Diskusse“ oder tatsächlich „Disken“ (hat das wirklich schon mal jemand benutzt?). Und am allerblödesten wäre es bei Bussen: nein, nicht „Bi“, sondern „Busse“, also wieder eine deutsche Endung.

zwei volle Espresso-Tassen

Und zum Schluss noch mal was Italienisches, eine beliebte Frage: heißt es „due espressi“ oder was? Also, wenn man in Italien einen Espresso bestellen will: „due caffè, per favore!“ Allerdings muss man aufpassen, dass man nicht in einer deutschen Touristenhochburg bestellt; dann kann es einem passieren, dass man einen deutschen Filterkaffee serviert bekommt. Und in Deutschland kann man einfach „zwei Espresso“ bestellen.

Zusammen oder getrennt?

Diese Frage bekommt man im Restaurant immer wieder gestellt. Auch hier ist die Antwort nicht immer einfach und kann zu interkulturellem Erstaunen führen: „Die haben die ganze Zeit geturtelt, und jetzt zahlen sie getrennt?“ fragte mich mal ein armenischer Freund ungläubig.

Hier soll es aber um die Schreibung gehen: wann schreibt man Wortzusammensetzungen zusammen und wann getrennt? Vor der Rechtschreibreform war das einfach, nach der ersten Reform folgte die große Verunsicherung, und nach der Reform der Reform ist das Ergebnis ein umfangreiches Regelwerk, das ein Studium ähnlich der Jurisprudenz eigentlich zwingend voraussetzt (siehe Duden Regel D47 – D66 mit vielen Unterpunkten und Ausnahmen).

Eine Faustregel kann man schon mal anwenden: wenn der erste Bestandteil betont wird, wird zusammengeschrieben. „Alleinstehend“ zum Beispiel wird nach der zweiten Reform vernünftigerweise jetzt wieder zusammengeschrieben – wie eine Freundin damals witzelte: „eine allein stehende Frau ist eine Frau, die nicht umfällt, wenn man sie loslässt“. Wie ihr seht: auch „vernünftigerweise“ wird dankenswerterweise nicht mehr „vernünftiger Weise“ geschrieben. Und „zusammenschreiben“ (eine Zusammenfassung schreiben) bedeutet etwas anderes als „lasst uns ein Theaterstück zusammen schreiben“ (Betonung auf „schreiben“). Oder, schwieriger: „wiedersehen“ oder „wieder sehen“? Meistens wird es ja zusammengeschrieben (!) (so wie bei „Auf Wiedersehen“, wo das Verb zu einem Nomen wird): „Können wir uns wiedersehen?“ Aber seltener braucht man es auch frei nach Amazing Grace: „Ich war blind, aber jetzt kann ich wieder sehen“. Alles weitere (Weitere? ;-)) könnt ihr im Duden nachlesen (siehe oben).

Es gibt übrigens ein schönes Lied zum Thema „Zusammen oder getrennt“ von Corinne Douarre, womit wir wieder den Bogen zum Beginn des Textes geschlagen hätten …